Ängste

Nein, ich bin noch nie als Schauspielerin auf einer Bühne gestanden, aber wie die meisten Menschen kenne ich das Gefühl von „Lampenfieber“. Anspannung und Nervosität vor einer Prüfung oder einer schwierigen Aufgabe sind alles andere als angenehm. Der Magen verkrampft sich, der Mund wird trocken und man hat das Gefühl, nichts mehr zu wissen! Noch intensiver ist der Stress bei einer Angststörung oder Panikattacke. Manchmal hat die Angst einen ganz spezifischen Auslöser, das nennt sich dann „Phobie“. Ich bin als Kind einmal bei meinen Grosseltern barfuss aus der Toilette gekommen und auf eine kleine Maus getreten, oder jedenfalls so knapp daneben. Iiiiihhh! Zu behaupten, ich hätte deswegen eine Mäusephobie entwickelt, wäre übertrieben, aber ich ekle mich bis heute vor diesen Viechern und bin einmal richtig erschrocken, als ich beim Spaziergang an der Aare eine Ratte über den Uferweg habe huschen sehen. Das Herz hat mir bis zum Halse geklopft! Relativ häufig verbreitet scheint auch eine krankhafte Furcht vor Spinnen zu sein, diese Tierchen stören mich hingegen nicht. Und amüsant finde ich die panische Angst vor Clowns, obwohl ich diese Figuren auch eher verstörend als lustig finde. Das wäre dann übrigens eine „Coulrophobie“ und die existiert nicht erst seit dem gruseligen Film „Es“! (Sorry, falls jemand unter den LeserInnen dieses Blogs daran leiden sollte ;-)) Das mag unter diesem Aspekt gesehen alles noch nicht ganz so dramatisch erscheinen, aber die Gefühle, die mit ernsthaften Phobien verbunden sind, sind furchtbar bedrohlich und überhaupt nicht lächerlich. 

 

Manchmal kann hingegen eine heftige Panikattacke einfach so aus dem Nichts auftreten! Unser Körper ist der Meinung, dass es um Leben und Tod geht und verhält sich entsprechend, auch wenn wir vom Verstand her wissen, dass es nicht so ist! Die rasende Angst die Kontrolle über sich zu verlieren, der Gedanke ohnmächtig zu werden oder sogar sterben zu müssen, Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Frieren, Übelkeit, die Umwelt durch einen Nebel wahrnehmen, total neben sich stehen und keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen zu können... Fürchterlich! Dass die meisten Panikattacken nur ein paar Minuten dauern, ist ein schwacher Trost, wenn sich eine Minute wie eine Ewigkeit anfühlt. Auch dass Angst ein ganz normaler menschlicher Gefühlszustand wie Freude, Ärger, Wut oder Trauer ist und gewöhnlich als Reaktion auf bedrohlich, ungewiss oder unkontrollierbar wahrgenommene Ereignisse und Situationen auftritt, leuchtet in der Theorie ein. Und in Zeiten von Pandemie und Krieg sind solche Gefühlszustände ja sowieso nicht verwunderlich! Auch wenn wir zumindest bei uns in der friedlichen Schweiz den Sommer über auch die schönen Seiten des Lebens geniessen dürfen. 

Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, um mit der Angst etwas leichter umzugehen, sie erträglicher zu machen! Verhaltensweisen und Muster zu hinterfragen und neue zu entwickeln. Häufig hilft es schon zu wissen, was genau bei einer Panikattacke im Körper abläuft. Ganz verschwindet die Angst nicht, das wäre auch unrealistisch und möglicherweise gar nicht sinnvoll.  

 

Alles verändert sich - ob man es nun begrüsst oder bedauert. Oder frei nach Isaac Newton „Was hoch geht muss auch wieder runter kommen“. Auf Angststörungen bezogen ist das ein tröstlicher Gedanke, finde ich. Auch wenn es lange zu dauern scheint, irgendwann ist die Spitze erreicht, die Welle gebrochen und die Gefühle der Angst und Panik lassen nach! Das ist die gute Nachricht und dem möchte ich noch hinzufügen: „The only way out is through“ - der einzige Weg raus ist hindurch. Und den muss man nicht alleine gehen, es gibt Hilfe! Drüber reden kann helfen, sei es im Familien- und Freundeskreis oder mit einer Fachperson! Entspannungstechniken/Hypnose unter guter fachlicher Anleitung können natürlich auch helfen und immer daran denken - atmen - atmen - atmen! Klar, jemand der nur noch aus Angst besteht, kann sich nicht einfach entspannen. Es führt dann womöglich kein Weg daran vorbei, die Angst erst einmal anzunehmen, bevor man das Erleben verändern und gelassener damit umgehen kann.

 

(Fast) jedes erlernte Verhalten und Denken kann wieder verlernt werden, dazu gehört auch der Umgang mit der Angst. 

Nebst einer professionellen Unterstützung können in akuten Situationen auch folgende „Sofortmassnahmen“ mithelfen, Angst und Panik oder auch „nur“ Lampenfieber in Schach zu halten: 

  • ein „Coldpack“ oder Eiswürfel (in einem Plastikbeutel) vorbereiten und bei Bedarf auf verschiedene Körperstellen auflegen
  • wenn die Gelegenheit besteht, das Gesicht in eine Schüssel kaltes Wasser tauchen
  • oder eiskaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen
  • ein Gummiband ums Handgelenk legen und „spicken“ lassen
  • ein saures oder scharfes Bonbon lutschen
  • auf die Füsse konzentrieren, sie fest auf dem Boden spüren
  • an einem Riechstift schnuppern
  • von 100 aus rückwärts zählen  
  • Gegenstände in einer bestimmten Farbe benennen (dient wie das Zählen als Ablenkung)

Gerne möchte ich Ihnen ans Herz legen, Entspannungstechniken zu trainieren oder immer mal wieder eine Weile innezuhalten und sich auf den Atem zu konzentrieren, auch in guten Zeiten :-) Es hilft.  

 

Haben Sie „Höhenangst“, eine Spinnenphobie oder andere Panikauslöser? Konnten Sie diese Ängste möglicherweise überwinden oder wie leben Sie damit?

 

Wichtig: Bitte wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, wenn Sie unter Angst- und Panikattacken oder einer anderen gesundheitlichen Störung leiden! 

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